Fehlerfrei sind die Partien zum Landesliga-Saisonauftakt gegen Garching 2 gewiss nicht, die Engine deckt im Nachhinein manche Ungereimtheit auf. Aber wie so oft im Schachsport belohnt Caissa am Ende die Mutigen, die durch aktives Spiel versuchen, die Initiative frühzeitig an sich zu reißen.
Ausgangs der Eröffnung baut Tom mit energischen Zügen unmittelbar Druck auf. Die Belohnung erfolgt auf dem Fuße, nach einem Fehlgriff seines Gegners fliegt die weiße Stellung überraschend schnell auseinander. Tom beendet die Kurzpartie stilvoll mit dem ästhetischen 26…Txc3!
Rons Gegner opfert in der Eröffnung mutig die Qualität, dennoch ist die weiße Stellung zunächst vorzuziehen. Nach dem Abtausch auf b5 erhält Schwarz jedoch einen gedeckten Freibauern, der im Zusammenhang mit den starken Leichtfiguren die Verteidigung für den Weißspieler anspruchsvoll macht. In der Zeitnotphase unterläuft Ron ein Fehler, nach dem die Freibauern die Partie schnell entscheiden.
Die spektakulärste Partie der Begegnung spielt sicherlich Mario an Brett 2. Aus einem Spanier kristallisiert sich bald eine königsindische Struktur heraus. Mario kann seinen schwachen Läufer abtauschen und dabei die h-Linie öffnen. Mit brachialer Konsequenz und unter Preisgabe des Damenflügels spielt er danach auf die Erstürmung der gegnerischen Königsstellung, also Vertripplung der Schwerfiguren in der h-Linie und Einschlag auf h2 mit Ansage. Die weiße Königsstellung ist durchaus verteidigungsfähig, was aber am Brett bei ablaufender Bedenkzeit keine leichte Aufgabe darstellt. Marios Gegner kann den Angriff nicht aufhalten und wirft das Handtuch kurioserweise in einer Stellung, die nach 32.Txa5! keineswegs entschieden ist.
Bernd testet die Belastbarkeit des Spieltagmottos bis hart an die Grenze. Im 7. Zug verspeist er mit seiner Dame den Bauern auf a2, sein Gegner erhält mehr als ausreichende Kompensation. Bernd muss den Bauern zurückgeben und einen weiteren dazu. Im Endspiel überlistet er seinen Gegner trickreich und erzwingt durch seinen starken Freibauern Figurengewinn. „Mut wird belohnt“ oder „Frechheit siegt“?
Aus der Eröffnung erhält Uli eine schwierig zu spielende Stellung, verteidigt diese aber lange erfinderisch. Erst nach dem passiven Turmzug 24…Ta8? kann sein Gegner spürbare Fortschritte machen. Dessen aktivere Figuren und bessere Struktur erzwingen schließlich Bauern- und Partiegewinn.
Nach dem schwarzen Rochadeverlust scheint Christian eine leichte Initiative zu haben, aber der Vorteil ist rein optischer Natur. Nach umsichtiger Verteidigung seines Gegners endet die Partie in einem korrekten Remis. Damit ist auch der Mannschafskampf praktisch entschieden, denn in den beiden verbleibenden Partien haben die Gröbenzeller jeweils einen Mehrbauern im Endspiel.
Tobi zieht nach ruhigem Eröffnungsverlauf mit 15.d5! das Tempo an und gewinnt kurz danach einen Bauern. Im Partieverlauf ergeben sich mehrere Möglichkeiten, den Vorteil partieentscheidend auszubauen, aber Tobi geht kein Risiko ein. Mit dem Bewusstsein im Hinterkopf, dass ein Unentschieden der Mannschaft reicht, lässt er schließlich ein Dauerschach zu.
Ähnlich verläuft der Kampf am Spitzenbrett. Karsten kann im Mittelspiel einen Bauern gewinnen, wobei allerdings seine Struktur etwas zerzaust wird. Mit präzisem Spiel gelingt es ihm, den Mehrbauern in ein Turmendspiel mit guten Gewinnaussichten hinüberzuretten. Am Ende muss auch er sich mit Remis begnügen.
Unseren 4,5:3,5-Auftaktsieg feiern wir zünftig in der „Dicken Sophie“ in Johanneskirchen. Bei Kaiserwetter setzen wir uns in den herrlichen Biergarten, obwohl bei jeder Windböe die herabfallenden Kastanien mit beindruckender Wucht rings um uns einschlagen. Aber auch hier wird unser Mut belohnt, zu einem direkten Treffer kommt es nicht.
(cg, 17.10.2016)