Zur deprimierenden Heimniederlage gegen Haunstetten vor drei Wochen fehlten dem Chronisten schlichtweg die Worte – zumindest solche, die man veröffentlichen kann. Nachzutragen bleibt, dass Tom, Franz und Tobi schöne Siege gelangen und der Haunstettener Mannschaftserfolg dennoch sowohl ungefährdet als auch verdient war.
Zur 2. Runde gegen Dillingen ist also Rehabilitierung angesagt. Bernd setzt früh ein Zeichen und zündet das Brett unter doppeltem Bauernopfer an. Sein Gegner behält die Nerven und verteidigt umsichtig, mit etwas aggressiveren Zügen hätte er den Opferangriff sogar glatt widerlegen können. Die Stellung bleibt zunächst undurchsichtig, so dass alle darauf warten, dass Michail Tal seine erläuternden Kommentare vom Schachhimmel herabruft. Unvermittelt lösen sich nach einem taktischen Schlagabtausch sowohl die weißen Angriffschancen als auch der schwarze Materialvorteil in Luft auf und das Remis steht fest.
Christians Gegner verbraucht in einem zweischneidigen geschlossenen Sizilianer viel Bedenkzeit und gerät zunehmend in die Defensive. Mit einer Serie druckvoller Zügen gewinnt Christian schließlich entscheidend Material und fährt noch vor der Zeitkontrolle den vollen Punkt ein.
An Brett 4 spielt Mario eine feine Partie. Von den ersten elf Zügen macht er sechs mit seinen Springern und erreicht komfortablen Ausgleich. Später nutzt er virtuos den Umstand aus, dass sich der weiße Turm am Damenflügel etwas verlaufen hat, und startet einen Königsangriff aus dem Nichts. Kurz darauf zappelt der weiße König auch schon im Mattnetz.
Tobis Gegner opfert etwas überraschend eine Qualität für unklare Kompensation. Tobi revanchiert sich unmittelbar mit dem Heuler 19…f5?? und scheint danach für eine verlorene Sache zu kämpfen. Aber seine hartnäckigen Störmanöver zahlen sich aus, nach der Verdoppelung der Türme auf der zweiten Reihe scheint plötzlich ein Unentschieden in Reichweite. Und nach weiteren Fehlern seines Gegners erzwingt eine Mattdrohung sogar den Übergang in ein gewonnenes Endspiel. Großes Kino!
Karsten kontrolliert seine Partie über den gesamten Verlauf und kann ohne Risiko Gewinnversuche unternehmen. Aber auch sein Gegenüber spielt präzise und verteidigt umsichtig, so dass die Punkteteilung am Ende nicht überraschend kommt – und uns dem Mannschaftssieg einen wichtigen Schritt näher bringt.
Auch Franz hat nach der Eröffnung die aktivere Figurenaufstellung und steht zumindest optisch durchgehend überlegen. Nur einmal bietet sich seiner Gegnerin die Möglichkeit, die Initiative an sich zu reißen (23…Td8 nebst Turmtausch und 25…De4!). Nach der verpassten Chance verteidigt sie ein gleichfarbiges Läuferendspiel zäh. Franz hätte wohl noch Gewinnversuche unternehmen können, entschließt sich aber mannschaftsdienlich zu einem taktischen Remisangebot, das den Matchgewinn endgültig unter Dach und Fach bringt.
In den verbleibenden Partien erweisen sich Ron und Tom als Brüder im Geiste, nicht nur was ihren starken Kampfgeist betrifft. Beide sind im Mittelspiel unter Druck geraten und haben einen Bauern eingebüßt. Beide beherzigen im Turmendspiel die alte Weisheit, dass die Aktivierung des Turms fast immer erfolgversprechender ist als eine passive Aufstellung. Und beide retten fast zeitgleich noch den halben Punkt, indem sie zielsicher die Philidor-Remisstellung anstreben.
Damit bleiben wir an diesem Tag ohne Partieverlust und gewinnen den Mannschaftskampf deutlich mit 5,5:2,5. Entsprechend gut ist die Stimmung bei der Nachlese im Augsburger Brauhaus Riegele. Die Dillinger Mannschaft kann sich mit dem Gedanken trösten, dass die Niederlage zumindest in dieser Höhe unverdient ist. Schon deshalb wünschen wir den sympathischen Donaustädtern für den weiteren Saisonverlauf noch viele Punkte und einen sicheren Klassenerhalt.
(cg, 14.11.2017)