Liegt es an der langen Anfahrt nach Pfarrkirchen, der niederbayerischen Kreisstadt mit langer Pferdetradition und der ältesten Trabrennbahn Bayerns? Oder an dem für die Jahreszeit ungewöhnlich milden Föhnwetter? Oder an dem recht hohen Geräuschpegel im Spielsaal, der durch undisziplinierte Spieler eines parallel stattfindenden Wettkampfs verursacht wird? Jedenfalls nehmen einige Partien einen ziemlich erratischen Verlauf und es wird bald klar, dass nicht alle Gröbenzeller ihren besten Tag erwischt haben.
Anfang läuft noch alles nach Plan. Tobi und Mario erreichen aus der Eröffnung heraus rasch Ausgleich mit den schwarzen Steinen, nach jeweils 17 Zügen wird in diesen Partien die Friedenspfeife geraucht.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich Uli in einem damenlosen Mittelspiel bereits die besseren Perspektiven erarbeitet und beginnt mit der Belagerung der schwarzen Bauernschwächen. Doch ein Moment der Unachtsamkeit genügt und sein mutig ins feindliche Lager eingedrungener Mustang verfängt sich im Lasso des Gegners.
Tom sorgt gewohnt zuverlässig für den Ausgleich. Nach entgegengesetzten Rochaden rückt er dem schwarzen Monarchen langsam auf die Pelle. Ganz unvermittelt ist es dann aber dessen Gemahlin, die mitten auf dem Schlachtfeld ihr Schicksal ereilt, nachdem ein Rappe selbstlos sein Leben dafür hingegeben hat.
Karsten schraubt den Holländer seines Gegners nach allen Regeln der Kunst auseinander. Zuerst springt ein Mehrbauer heraus, bald sind es deren zwei, so dass das gleichfarbige Läuferendspiel problemlos gewonnen ist.
In guter Stellung vergaloppieren sich Bertls Pferdchen zunächst ein wenig und eine Qualität geht verloren. Bald sind die Tiere aber perfekt eingeritten und opfern sich jeweils für einen Turm, so dass aus der Minusqualität auf wundersame Weise eine problemlos verwertbare Mehrqualität wird.
Damit steht es 4:2 für unser Team, und aus den verbleibenden Partien müsste doch mindestens noch ein halbes Pünktchen herausspringen – oder etwa nicht?
Christian opfert in einer scharfen Theorievariante einen Springer gegen drei Bauern und kommt prächtig aus der Eröffnung. Bald geht die Partie in einen offenen Schlagabtausch über, in dem Christian leider mehrfach Gespenster sieht (die Geister der heute so zahlreich geopferten Springer?). Er lässt mehrere Großchancen ungenutzt, bis er schließlich in einer verlorenen Stellung landet.
Nach wechselhaftem Partieverlauf findet sich Franz in einem Endspiel mit Dame und Läufer gegen Dame und Springer wieder. Beide Könige haben so ihre Probleme, der von Franz steht recht nackig da, der gegnerische dafür auf Grundlinienmatt. Angesichts der vielfältigen Sprungmöglichkeiten des schwarzen Springers und der arg knapp gewordener Bedenkzeit stellen sich besorgte Mienen ein. Aber Franz beweist die Nerven eines Pferdeflüsterers, legt den Rappen an die Leine und kann schließlich aus einer Position der Stärke das matchentscheidende Unentschieden forcieren.
Gröbenzell gewinnt den Wettkampf knapp mit 4,5:3,5 und beweist damit einmal mehr, dass das Team über genügend Substanz und Moral verfügt, um auch unvorhergesehene Reitunfälle kompensieren zu können.
(cg, 06.02.2017)