Es ist das klassische Verfolgerduell schlechthin, die betroffenen Mannschaften haben bislang jeweils nur einen Mannschaftskampf verloren und teilen den 2. Tabellenplatz. Außer der sportlichen Ehre geht es auch darum, wer weiterhin auf einen Ausrutscher von Tabellenführer Deggendorf hoffen kann. Tarrasch München reist nicht ganz in Bestbesetzung an, wodurch wir Gröbenzeller ab Brett 4 auf dem Papier gewisse Wertungsvorteile haben.
Normalerweise ist Bernd ein echter Kampfstier, in dieser Saison hat er bislang durchschnittlich 60(!) Züge ohne ein einziges Unentschieden gespielt. Heute ist er jedoch nicht recht in Spiellaune, erhält früh eine dubiose Stellung und muss sich nicht lange bitten lassen, als sein Gegner nach 14 Zügen die Punkteteilung anbietet.
Marios Weißeröffnung hat ausnahmsweise wenig Biss, vermutlich weil er den Lc1 so spät entwickelt. Im Schnelldurchlauf verschwinden alle Figuren bis auf ein Springerpaar vom Brett, wonach sich die Kontrahenten in das logische Remis fügen.
Franz behandelt einen offenen Sizilianer in gewohnt aggressiver Manier, stößt aber auf geschickte Verteidigung. Als er erkennt, dass sein Angriff nicht durchdringt, zieht Franz rechtzeitig die Reißleine und forciert das Dauerschach.
Ulis Auftritt ist in jeder Hinsicht vorbildlich. Für diesen Heimkampf nimmt er nicht nur eine sehr weite Anreise auf sich, am Brett manövriert er auch durchdacht und geduldig, bis seinem Gegner das Gefühl für die in der Stellung lauernden Gefahren abhandenkommt. Ein taktischer Einschlag sichert zweifachen Bauerngewinn und den vollen Punkt.
Nach wenigen Zügen erhält Christian ein Endspiel, in dem er ohne großes Risiko vielfältige Gewinnversuche unternehmen kann. Schließlich gelingt ihm der Nachweis, dass Turm und Läufer besser miteinander harmonieren als Turm und Springer. Ein Bauerngewinn ist spielentscheidend, ein zweiter kann zugunsten des Übergangs in ein gewonnenes Bauernendspiel bereits verschmäht werden.
An Brett 3 kommt Ron in einer spanischen Nebenvariante gut aus der Eröffnung. In der Zeitnotphase gelingt es ihm zwar nicht, seinen Stellungsvorteil festzuhalten, jedoch ist die Punkteteilung nie in Gefahr. Ein wichtiges Remis gegen einen wertungsstarken Gegner.
Tom sieht sich einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Schnell erspielt er sich die bessere Stellung und einen Mehrbauern. Sein Gegner hält aber zunehmend dagegen, während Tom bei knapp gewordener Bedenkzeit einige Ungenauigkeiten unterlaufen. Schließlich landet er in einem Endspiel mit Minusbauer, das dank des starken Freibauern remis enden sollte. Toms Kampfgeist erwacht erneut, doch bringt er sich nach einer Fehlkalkulation in akute Verlustgefahr. Alle atmen auf, als sein Gegner schließlich den Gefallen retourniert und das Unentschieden feststeht. Damit kann Tom zwar nicht mehr als „Mister 100%“ in die Landesliga-Annalen eingehen, aber der nach hartem Kampf errungene halbe Zähler bringt den Mannschaftssieg endgültig unter Dach und Fach.
Am Spitzenbrett hat Karsten die mit Abstand schwerste Aufgabe. Ihm sitzt der ukrainische GM Maksimenko gegenüber, der dazu noch die weißen Steine führt. Karsten kommt bald unter Druck, wehrt sich dann aber so geschickt und hartnäckig, dass sich ihm drei klare Remischancen bieten: 59…Lb6 ergibt dreifache Stellungswiederholung, 86…Sf5! forciert das Dauerschach und nach 90…Kf7! entsteht ein ausgeglichenes Springerendspiel. Am Ende muss Karsten dann doch die Segel streichen, es wird ihm nur ein schwacher Trost sein, dass er mit 108 Zügen die bis dato längste Ligapartie in der laufenden Saison gespielt hat.
Erfreulich bleibt die Tatsache, dass wir trotz diverser Missgeschicke das Verfolgerduell mit 4,5:3,5 knapp zu unseren Gunsten entscheiden können. Damit sind wir nun alleiniger Tabellenzweiter und können gelassen beobachten, ob Deggendorf seinen Durchmarsch durch die Liga erfolgreich zu Ende führen kann.