Beim Heimkampf gegen die 2. Mannschaft des MSC 1836 fliegen schon bald die Fetzen. An den Brettern wird mit hohem Einsatz und entsprechendem Unterhaltungswert gekämpft. Das spielerische Niveau ist weniger einheitlich, aber gerade das sorgt für durchgehende Spannung.
Oftmals ist Bertl unser ausdauerndster Kämpfer, heute macht er aber als Erster Feierabend. Mit Rücksicht auf unser Nervenkostüm absolviert er die übliche Berg- und Talfahrt im Zeitraffer. Nach einem üblen Schnitzer hätten viele andere an seiner Stelle nach 20 Zügen die Pfote rübergereicht. Bertl hingegen murmelt nur irgendwas von „Fleischwunde“ und setzt auf die Kraft seiner verbleibenden Steine. Wenig später hat er sein Läuferpaar mustergültig positioniert und pulverisiert die gegnerische Königsstellung – ein explosiver Auftakt!
An Brett 3 sprengen die Kontrahenten gleichzeitig das Zentrum, es kommt zu einer offenen Feldschlacht mit beiderseitigen Chancen. Der Münchner agiert in den taktischen Komplikationen jedoch deutlich präziser und Christian verliert bald Haus und Hof – Ausgleich!
Das Giuoco pianissimo am 5. Brett verläuft entsprechend seiner Reputation. Dafür sorgen die symmetrische Bauernstruktur und die offene e-Linie, die für den Abtausch der meisten Figuren herhalten muss. Noch vor der Zeitkontrolle einigt sich Ron mit seinem Kontrahenten auf ein Unentschieden.
Mario kann aus der Eröffnung nichts herausholen und muss bald auf Verteidigung umstellen. Mit aggressiven Bauernvorstößen reißt er das Heft des Handelns rechtzeitig wieder an sich und nutzt in der Folge die unglückliche Figurenaufstellung seines Gegners am Königsflügel geschickt aus – Vorteil für uns!
Nach rund 4 Stunden liegen wir somit 2,5:1,5 in Führung, jedoch lassen die restlichen Partien keine sichere Matchprognose zu. Franz verteidigt sich nach missglückter Eröffnung seit geraumer Zeit heroisch, muss in einem Endspiel mit Minusqualität jedoch auf ein (Dauerschach-)Wunder hoffen. Seine Königsstellung ist eigentlich zu schwach, um dem Ansturm der gegnerischen Schwerfiguren widerstehen zu können. Tobis Gegner spendiert nach recht ausgeglichenem Partieverlauf unnötig einen Bauern, aber die Remisbreite im resultierenden Turmendspiel mit 3 gegen 2 Bauern auf gleichem Flügel ist bekanntlich beträchtlich. Karsten wiederum zeigt mit den schwarzen Steinen eine starke Verteidigungsleistung und kann seinem großmeisterlichen Gegner nach der Zeitkontrolle sogar einen Bauern abluchsen. Die Verwertung erscheint jedoch alles andere als einfach.
Und dann ist da noch Toms Partie. Er bringt in einem Najdorf-Sizilianer das typische Figurenopfer auf b5 gegen drei Bauern. Es entwickelt sich eine spannender Kampf mit Chancen für beide Seiten. Bei reduziertem Material entschließt sich sein Kontrahent, die weiße Freibauernphalanx am Damenflügel unter Qualitätsopfer zu entwerten. Auch danach bleibt die Partie in der Schwebe, bis Tom im verflixten 41. Zug der entscheidende Fehler unterläuft, der dem gegnerischen Freibauern freie Bahn verschafft – Ausgleich für die Münchner!
Gerade rechtzeitig erscheint nun Caissa im Spiellokal und schenkt den Gröbenzellern ihre Gunst. Franz Gegner verliert in Gewinnstellung komplett den Faden und willigt schließlich entnervt in eine Zugwiederholung ein. Kurz danach entwickelt auch Tobi hypnotische Kräfte und bringt sein Gegenüber irgendwie dazu, an einem studienhaften Hilfsmatt mitzuwirken. Staunend verfolgt Karsten diese Entwicklungen und wickelt umgehend sein mittlerweile ohnehin verflachtes Endspiel zum sofortigen Remis ab.
Der 4,5:3,5-Mannschaftssieg ist hart erkämpft, in einem engen Match hat sich am Ende die glücklichere Mannschaft durchgesetzt. Wie knapp das Match abgelaufen ist, zeigt auch folgende Betrachtungsweise: an den acht Brettern verlieren die jeweiligen DWZ-Favoriten keine einzige Partie, müssen aber insgesamt drei Punkteteilungen zugestehen. Zwei davon erringen Karsten und Franz mit großem Kämpferherz, was letztlich den Ausschlag zu unseren Gunsten gegeben hat.
(cg, 25.02.2019)