Zumindest gefühlt haben wir heute die Ehre, uns mit einer Auswahl der serbischen Nationalmannschaft zu messen: GM Sedlak, GM Popovic, IM Cabarkapa und FM Krstic. Verstärkt werden sie noch durch den bulgarischen Spitzenspieler GM Delchev, der auch als Schachbuchautor bekannt ist. Die Gäste aus Deggendorf bringen einen DWZ-Schnitt von fast 2300 ans Brett. Zur Einordnung: damit treten sie stärker an als sämtliche Mannschaften der bayerischen Oberliga in der laufenden Saison.
Als erster bekommt das an Brett 3 Uli zu spüren. Er erhält eine etwas freudlose Stellung aus dem Tarrasch-Franzosen und sein Befreiungsversuch 15…f6 leitet den Untergang ein. Mit Minusqualität und entblößter Königsstellung streicht er bald danach die Segel gegen seinen großmeisterlichen Gegner.
Bertl sorgt nach unkonventioneller Eröffnung mit dynamischem Angriffsspiel für den Ausgleich. Er knockt seinen Gegner am Königsflügel aus, bevor dessen Gegenangriff am Damenflügel richtig aus den Startlöchern gekommen ist. Franz bemüht sich ebenfalls hartnäckig um den vollen Zähler und scheut dabei keine Risiken. Am Ende kann er der Zugwiederholung nicht mehr ausweichen, weil er ansonsten in einem unvorteilhaften Endspiel landen würde. Am 2. Brett sorgt Mario für ein echtes Highlight. Sein Remis gegen GM Delchev ist blitzsauber herausgespielt, seine lange Rentnererfahrung macht sich wieder einmal bezahlt.
Der Zwischenstand lautet 2:2, doch nun beginnt eine für uns bittere Phase, in der die serbischen Titelträger ihre Wettkampferfahrung routiniert ausspielen. Bernd hat über beinahe die gesamte Länge der Partie die bessere Stellung und weicht auch einer Zugwiederholung aus. Im Endspiel scheint der gegnerische Königsflügel zusammenzubrechen, doch auf einmal spurtet der schwarze Randbauer am anderen Flügel los und entscheidet die Partie.
GM Sedlak hat kürzlich mit „Winning with the Modern London System“ sein erstes Schachbuch veröffentlicht. Vor diesem Hintergrund ist es schon überraschend, dass er am Spitzenbrett seinen Damenläufer erst im 19. Zug entwickelt, und dann auch nur nach d2. Das frühzeitig erreichte Endspiel ist für Karsten sehr mühsam zu verteidigen, sein Gegner erarbeitet mit Hilfe des Läuferpaars und seines Raumvorteils systematisch eine Gewinnstellung.
An Brett 5 ist es Christian, der dank seines Läuferpaars die besseren Endspielchancen hat. Angesichts des Rückstands der Mannschaft geht er remisträchtigen Vereinfachungen aus dem Weg und stellt dabei prompt einen wichtigen Zentralbauern und die Partie ein. Tom wartet nach nicht ganz geglückter Eröffnung auf seine Chance und packt sie dann beim Schopfe. Sein geduldig erarbeiteter Sieg im Leichtfigurenendspiel sorgt für den 3:5-Endstand aus unserer Sicht.
Die Gröbenzeller Hinterachse läuft weiterhin wie geschmiert und hat in dieser Saison bislang 16,5 Punkte von 18 möglichen an den Brettern sechs bis acht erzielt. An den anderen Brettern haben wir heute gegen starke Gegnerschaft trotz teilweise schön herausgespielter Stellungen und tadellosem Kampfgeist aber einfach zu wenig Zählbares geholt.
(cg, 20.02.2017)